CHRONOLOGIE
Die Chronologie orientiert sich an den im Film erzählten Ereignissen und erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Bücher mit weiteren Zeittafeln: siehe Literatur.

1970
Baubeginn des KKW Brunsbüttel, Inbetriebnahme 1976, Nettoleistung 771 MW, stillgelegt seit 2011
1972
Inbetriebnahme des KKW Stade, Nettoleistung 630 MW, stillgelegt seit 2003, im Rückbau

1973
September
Energieprogramm der Bundesregierung (SPD/FDP)
Die Bundesregierung geht von einem stark steigenden Strombedarf und einer „Energielücke“ ab 1980 aus und setzt auf den Ausbau der Kernenergie. Bis 1985 sollen AKW mit einer Gesamtkapazität von 45.000 bis 50.000 MW errichtet sein. Außerdem erwartet man den Bau mehrerer Schneller Brüter und Anlagen zur Wiederaufarbeitung von Brennelementen. (Bundesdrucksache 7/1057 vom 3.10.1973)

November
Planungen für den Bau des AKW Brokdorf werden bekannt
Gründung der Bürgerinitiative Umweltschutz Unterelbe (BUU) in Wewelsfleth.
Im Laufe der nächsten Jahre entstehen in ganz Norddeutschland Bürgerinitiativen mit dem Ziel: „Kein AKW in Brokdorf, und auch nicht anderswo!“

1974

August
NWK (Nordwestdeutsche Kraftwerke AG) und HEW (Hamburger Elektrizitätswerke) beantragen beim Land Schleswig-Holstein die Bau- und Betriebsgenehmigung.
Die BUU sammelt 31.178 Einzelunterschriften, viele Bürgerinitiativen und Vereine schließen sich im Namen von 40.000 Mitgliedern an.

November
Atomrechtlicher Erörterungstermin in Wilster, wird von der Behörde abgebrochen, ohne dass alle Fragen beantwortet sind.

1975

Februar
Baubeginn für ein AKW in Wyhl am Rhein
Bauplatzbesetzung durch 28.000 Menschen.
Das AKW Wyhl wird nie gebaut.

Juli
Die NWK verteilt in Brokdorf Blumen und Flugblätter für das AKW
Eine Theatergruppe der BUU zieht durch die Wilstermarsch

Landaufkäufe durch die NWK
Bau einer Straße zu dem Gelände, das für den Bau vorgesehen ist

Dezember
Die norddeutschen Bürgerinitiativen und Umweltschutzverbände erklären, dass sie den Bauplatz in Brokdorf besetzen werden, wenn gerichtliche Schritte nicht ausreichen, den Bau zu verhindern.

1976

Februar
Bauplatzbegehung und symbolische Baumpflanzung in Brokdorf
„Die Gewalt, die uns durch den Bau des Kernkraftwerkes angetan werden soll, soll nicht widerspruchslos hingenommen werden.“ Ein Sprecher der Bürgerinitiative

März
Wasserrechtlicher Erörterungstermin
5800 Menschen haben Einwendungen eingereicht gegen den Antrag auf Genehmigung zur Entnahme von Kühlwasser aus der Elbe. Bürger vor Ort und Wissenschaftler aus Hamburg und Bremen haben sich gemeinsam auf den Termin vorbereitet. Ein massives Polizeiaufgebot und Zulassungsbeschränkungen zum Saal in Wilster behindern eine freie Aussprache. Auswärtige Wissenschaftler und die einheimische Bevölkerung sollen zu unterschiedlichen Terminen angehört werden. Die BI bricht die Erörterung ab.

Oktober – Dezember
25.10.1976
Die Landesregierung Schleswig-Holstein erteilt die erste Teilerrichtungsgenehmigung und ordnet Sofortvollzug an. Noch in der Nacht kommen die Baufahrzeuge, der Platz wird eingezäunt und von Polizei und Wachmannschaften gesichert.

30.10.1976
ca. 2.000 Menschen gelingt es, den Platz zu besetzen. Bei Einbruch der Dunkelheit kommt es zur polizeilichen Räumung mit Einsatz von Schlagstöcken, berittener Polizei, Wasserwerfern und Tränengas.

31.10.1976 Schweigemarsch von ca. 3000 Demonstranten nach Wilster

10.11.1976
Ministerpräsident Stoltenberg erklärt in einem Interview, dass die Entsorgung des Atommülls, der in Brokdorf anfallen würde, gelöst sei. Man könne zunächst in der Asse lagern und dann in der Anlage, die in Niedersachsen geplant sei. (Tagesschau 10.11.1976)

13.11.1976
Großkundgebung mit Teilnehmern aus dem ganzen Bundesgebiet und den Nachbarländern.

25.11.1976
eine Klägergemeinschaft und einzelne Nachbargemeinden klagen gegen den Bau
Für Februar 1977 wird eine neue Demonstration geplant

17.12.1976
Gerichtlicher Baustopp, der im Februar 1977 bestätigt wird und mit dem Fehlen eines Nachweis zur Entsorgung des Atommülls begründet wird.

Diskussion innerhalb der Bügerinititative über das weitere Vorgehen.
Streit entbrennt über die Frage, wo die Februar-Demo stattfinden soll: Am Bauzaun oder in der ca. 20 km entfernten Kreisstadt Itzehoe. Medien und Politiker, insbesondere Stoltenberg und Schmidt beschwören das Szenario eines bevorstehenden Bürgerkriegs und warnen vor der Teilnahme an der Demo in Brokdorf.

1977/1978

Februar
19.02.1977
Großdemonstrationen in Itzehoe und in der Nähe vom Bauzaun
Der befürchtete “Bürgerkrieg“ bleibt aus.

22.02.1977
Gorleben wird als Standort eines „Integrierten Entsorgungszentrums“
(Endlager und Wiederaufbereitungsanlage) benannt
23.02.1977
erste Demonstration im Wendland

Juni 1978
Störfall in Brunsbüttel

1979

März
KernschmelzUnfall in Harrisburg, 200.000 Menschen müssen evakuiert werden.
Großdemo in Hannover

Mai
Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht (CDU) erklärt den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage in Gorleben für politisch nicht durchsetzbar.
An den Plänen zum Bau eines Endlagers ändert das nichts.

September
28.09.1979
Die Regierungschefs von Bund und Ländern treffen einen „Entsorgungsbeschluss“ :
Eine deutsche Wiederaufbereitungsanlage (WA) soll gebaut werden und ein Vergleich zwischen WA und direkter Endlagerung erfolgen. Spätestens Ende der 1990er Jahre soll ein Endlager betriebsbereit sein. Als Entsorgungsvorsorgenachweis für den Weiterbetrieb von AKW gilt der Nachweis über den Verbleib der abgebrannten Brennelemente für 6 Jahre im Voraus.

Oktober
Hauptverhandlung im Brokdorf-Prozess – Das Verwaltungsgericht Schleswig hebt Verbot der 1.Teilerrichtungsgenehmigung auf. Es erkennt in dem Entsorgungsbeschluss (s.o) Fortschritte bei der Lösung der Entsorgungsfrage.

1980

Mai
Die Landesregierung Schleswig-Holstein erklärt, Brokdorf weiterbauen zu wollen.
Die „Republik Freies Wendland“ wird am Bauplatz Gorleben errichtet und im Juni gewaltsam geräumt.

16. Mai 1980
Einweihung des Freibades in Brokdorf

21. Dezember 1980
“Weihnachtsdemo” am Brokdorfer Bauzaun mit erneuten Angriffen auf den Bauzaun

1981

18.02.1981
Erteilung der zweiten Teilerrichtungsgenehmigung für Brokdorf
28.02.1981
Demonstration am Bauplatz
Trotz Demonstrationsverbot kommen 100.000 Menschen, bis dahin größter Polizeieinsatz in der Geschichte der Bundesrepublik.
1985 Bundesverfassungsgericht erklärt das Demoverbot für verfassungswidrig.

1984
Inbetriebnahme des KKW Krümmel, Nettoleistung 1346 MW, stillgelegt seit 2011

1986

April Super-GAU in Tschernobyl
Juni Großdemonstration in Brokdorf
Oktober Inbetriebnahme des KKW Brokdorf, Nettoleistung 1410 MW

1986-1998 Prozeß von Karsten Hinrichsen gegen die Landesregierung Schleswig-Holstein
1998 Die Klage wird unter einer rot-grünen Landesregierung endgültig abgewiesen.

2000

2000/02 Atomkonsens der rot-grünen Bundesregierung mit den AKW-Betreibern, der einen Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie regeln soll. Die Laufzeiten werden an Reststrommengen gekoppelt, die die einzelnen AKW noch produzieren dürfen. Brokdorf kann so bis mindestens 2019 am Netz bleiben.
Der Transport des Atommülls in Wiederaufbereitungsanlagen wird verboten. An allen AKW-Standorten müssen Zwischenlager errichtet werden.
Das Zwischenlager Brokdorf nimmt 2007 seinen Betrieb auf.

2009
Das Krebsregister Schleswig-Holstein stellt eine auffällige Erhöhung der Krebsrate in der Gemeinde Wewelsfleth bei Brokdorf fest.

2010
Die schwarz-gelbe Bundesregierung kündigt den Atomkonsens auf und macht sich für längere Laufzeiten stark.
April
Massendemos in Deutschland gegen Atomkraft, u.a. eine 120 km lange Menschenkette am Elbdeich von Brunsbüttel bis nach Krümmel
September
Bundeskanzlerin Merkel stellt das neue Energiekonzept vor, in dem sich die Koalition u.a. auf längere Laufzeiten geeinigt hat. Sie spricht von einer „Revolution im Bereich der Energieversorgung“.
Oktober
Trotz wachsender Proteste beschließt die Regierung längere Laufzeiten.
Brokdorf soll nun bis 2034 am Netz bleiben.

2011

März 2011 Super-GAU in Fukushima
Die schwarz-gelbe Bundesregierung verkündet ein Atom-Moratorium.
Juni 2011 Der Bundestag beschließt einen Atomausstieg bis 2022.
Für acht AKW erlischt die Betriebsgenehmigung sofort, die anderen neun AKW sollen
schrittweise bis 2022 abgeschaltet werden.
Brokdorf soll noch bis 2021 am Netz bleiben.